Niftel

Niftel
1. Die nächste Niftel erbet die Gerade.Eisenhart, 293; Pistor., IX, 48; Eiselein, 147; Simrock, 7549; Hillebrand, 160, 223; Graf, 217, 244.
Gerade (= Geräthe) begreift die beweglichen Güter in sich, welche nach den besondern Verordnungen und Rechten eines jeden Landes oder Orts gewissen derselben fähigen Personen zufallen. Unter der Niftel wird zwar sonst eine Enkelin verstanden, hier ist es im weitern Sinne gebraucht, wo es die nächsten Anverwandten einer Frau bezeichnet, die keine Töchter hinterlassen hat, oder Söhne, welche sich dem geistlichen Stande gewidmet haben, weil diese, von der Beerbung des Vaters, dem Heergewette, ausgeschlossen, von der Gerade erbten.
Mhd.: Die nehiste nyftile nympt die gerade. (Daniels, Sächs. Weichbildr., 314.)
2. Jede Niftel nehme den Mann nach ihrem Muth.Graf, 140, 28.
Die Ehe soll kein Zwangsinstitut sein. Jungfrau und Jüngling sollen nach ihrem Muthe, d.h. ihrer natürlichen Neigung wählen. Im Stadtrecht von Brünn heisst es: Igleich niftel nem ain man nach irem muet. (Rössler, II, 361, 52.)

Deutsches Sprichwörter-Lexikon . 2015.

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  • Niftel — Niftel, 1) Weib überhaupt; 2) Nichte; daher Niftelgerade, was die nächste Blutsverwandte aus der Niftelgespilde, d.i. dem Nachlaß eines Frauenzimmers, ab intestato erbte. Vgl. Gerade …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Niftel — Niftel, die weibliche Form von Neffe …   Herders Conversations-Lexikon

  • Gerade (die) — 1. Die die Gerade genommen, lassen die Gerade. – Graf, 217, 245. Aus dem Nachlass der Frau wurde die Gerade (s. 4) nur dann ausgeschieden, wenn sie dieselbe selbst ererbt hatte, in welchem Fall sie wieder vererbt wurde. Hatte sie dieselbe aber –… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Niftelgerade, die — Die Niftelgerade, plur. die n, diejenige Gerade, d.i. dasjenige Geräth, welches die nächste Niftel, d.i. Nichte, oder Blutsfreundinn mütterlicher Linie, von ihrer verstorbenen Muhme, Base oder Niftel erbt, welches, weil es die Hälfte der… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Nichte — Sf std. (16. Jh.) Stammwort. Ursprünglich niederdeutsche Form, die seit dem 16. Jh. das hd. Nift(el) zu verdrängen beginnt. Mndd. nichte(le), mndl. nichte, nifte, mhd. niftel(e), ahd. nift(a), niftila, niftel aus g. * nefti f. Nichte , auch in… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Spillmagen — (Spindelmagen, Niftel, Cognati), 1) die weiblichen Verwandten durch Weiber, im Gegensatz der Schwertmagen (s.d.); 2) im weitern Sinne überhaupt Verwandte von mütterlicher od. weiblicher Seite, vgl. Genealogie b), Mage 3) u. Verwandtschaft …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Verwandtschaft — Verwandtschaft, 1) (Blutsverwandtschaft, Cognatio, Consanguinitas), das auf der Zeugung u. der dadurch entstandenen Gemeinschaft des Blutes beruhende Verhältniß zwischen mehren Personen. Durch diesen Begriff schon scheidet sich die V. genugsam… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Erbrecht — (Rechtsw.), 1) im objectiven Sinne der Inbegriff der gesetzlichen Vorschriften über die Succession in das Vermögen eines Verstorbenen, über die Erwerbung, den Verlust u. die Vertheilung von Erbschaft (Jus hereditarium); 2) im subjectiven Sinne… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Gerade [1] — Gerade (Rade, von rât, »Vorrat«), im deutschen Rechte diejenige bewegliche Habe, die regelmäßig zur Ausstattung einer Frau gehört, wie Kleidung, Weißzeug, Schmucksachen, Hausgeräte und andre durch Herkommen bestimmte Gegenstände. Nach deutschem… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Gerade (1), die — 1. Die Gerade, plur. inus. in den Rechten, alles dasjenige Haus und Kastengeräth, welches nach Sächsischem Rechte, nach des Mannes Tode, der Frau oder auch einer nahen Verwandten von mütterlicher Seite zum voraus gebühret. Die volle Gerade,… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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